Wie der Elefant den Frosch rettet – Warum Großtiere im Regenwald Borneos unverzichtbar sind

Wie der Elefant den Frosch rettet – Warum Großtiere im Regenwald Borneos unverzichtbar sind

Im dichten Regenwald Borneos spielen Zwergelefanten und Wildschweine eine Schlüsselrolle im empfindlichen Gefüge des Ökosystems. Solche auffälligen Großtiere stehen oft im Zentrum von Schutzmaßnahmen. Indem man ihnen geeignete Lebensräume erhält oder neue Schutzgebiete miteinander vernetzt, sichert man zugleich auch unzähligen kleineren, unscheinbaren Arten das Überleben. Wie andere Tiergruppen auf diese Weise profitieren, lässt sich eindrucksvoll an den Amphibien Borneos zeigen.

Amphibienvielfalt im Regenwald Borneos

Auf Borneo hat sich im Laufe von Millionen Jahren eine beeindruckende Vielfalt an Froschlurchen entwickelt. Die Insel beherbergt schätzungsweise mehr als 210 Amphibienarten, von denen viele endemisch sind, also nur hier vorkommen.

Auch heute werden regelmäßig neue Arten entdeckt und beschrieben. Diese Tiere sind an die unterschiedlichsten Lebensräume angepasst – von den feuchtwarmen Tieflandwäldern bis zu den über 2000 m hohen Bergregionen.

Viele Arten sind klein, einige winzig, wie die nur 11 mm großen Männchen des Nepenthes-Engmaulfroschs (Microhyla nepenthicola). Die größten Froschlurche der Insel, die Flusskröten (Phrynoidis juxtaspera), erreichen dagegen fast Kaninchengröße.

Gleitende Frösche und meisterhafte Tarnung

Eine Besonderheit Borneos ist die Vielzahl gleitfähiger Tierarten, die im Laufe der Evolution das „Flugvermögen“ entwickelt haben: Flughörnchen, fliegende Echsen, Schlangen – und eben auch die Flugfrösche der Gattung Rhacophorus. Sie spreizen die Haut zwischen Fingern und Zehen und gleiten damit elegant von Baum zu Baum.

Formen und Farben der Froschlurche sind äußerst vielfältig. Da Frösche kaum wehrhaft sind, setzen viele auf Tarnung: Bodenbewohnende Arten ähneln Falllaub, während baumlebende Frösche mit blatt- oder rindenähnlicher Färbung und Hautstruktur nahezu vollständig mit ihrem Untergrund verschmelzen. Arten, die häufig klettern, erkennt man an den verbreiterten Zehen- und Fingerspitzen. Ihre Haftscheiben besitzen spezielle Hautzellen und Schleim, die selbst auf glatten Oberflächen eine erstaunlich starke Haftung ermöglichen.

Kaulquappenvielfalt – Leben in jedem Tropfen Wasser

Auch die Kaulquappen Borneos zeigen eine bemerkenswerte Formenvielfalt, perfekt angepasst an ihre jeweiligen Lebensräume. Sie bewohnen nahezu alle erdenklichen Wasseransammlungen – von wassergefüllten Baumhöhlen und Kannenpflanzen über Rinnsale, Bäche und Wasserfälle bis hin zu überfluteten Flächen und Tümpeln.

Wie ihre erwachsenen Verwandten sind sie meist nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich zwischen Steinen, Falllaub oder in den oberen Bodenschichten des Gewässers.

Eine Übersicht über die Vielfalt der Frösche und Kaulquappen Borneos mit zahlreichen Fotos und Artbeschreibungen bietet die Website frogsofborneo.org

Wie Elefanten Fröschen helfen

Doch zurück zum Ausgangspunkt: Wie hängen Elefanten, Wildschweine und Frösche eigentlich zusammen?

Durch ihre Aktivitäten – das Suhlen, Graben und Umwühlen des Bodens – schaffen Elefanten und Wildschweine regelmäßig kleine Wasserstellen und Tümpel im Regenwald.

Diese Kleinstgewässer sind lebenswichtige Ressourcen: Sie bieten mehreren Froscharten geeignete, temporäre Laichplätze, die vor allem während der trockeneren Jahreszeiten rar sind.

Die von Großtieren geschaffenen Pfützen sind meist frei von Fischen und anderen Räubern – ideale Bedingungen für den Froschnachwuchs.

Faszinierende Beispiele aus dem Regenwald

Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Wallace-Flugfrosch (Rhacophorus nigropalmatus), ebenso wie der Borneo-Flugfrosch (Rhacophorus borneensis). Normalerweise leben sie hoch oben in den Baumkronen, doch zur Fortpflanzung steigen sie zu den von Elefanten und Wildschweinen geschaffenen Tümpeln hinab.

Dort errichten sie Schaumnester über dem Wasser und legen ihre Eier hinein. Sobald die Kaulquappen schlüpfen, gleiten sie aus dem Nest direkt in das darunter liegende Wasser. Der kleine, gelbbäuchige Engmaulfrosch (Chaperina fusca) nutzt sogar wassergefüllte Trittsiegel von Elefanten als Brutstätte.

Eine außergewöhnliche Strategie zeigt der Wächterfrosch (Limnonectes finchi). Er legt seine Eier an Land unter Laub ab, wo das Männchen sie bewacht. Nach dem Schlüpfen klettern die winzigen Larven auf seinen Rücken. Von dort trägt er sie zu einem geeigneten Kleingewässer – etwa einer Wildschwein-Suhle – und sichert so ihren Start ins Leben.

Warum Elefantenschutz Artenschutz ist

Diese Beispiele zeigen eindrücklich, wie eng im Regenwald Borneos selbst scheinbar völlig unterschiedliche Tierarten miteinander verknüpft sind. Der Schutz großer Säugetiere wie der Borneo-Elefanten bedeutet daher immer auch den Schutz vieler anderer, oft übersehener Arten – und damit den Erhalt eines funktionierenden Ökosystems.