wir wünschen allen Unterstützerinnen und Unterstützern des Rhino and Forest Fund (RFF) ein Gutes Neues Jahr 2025 und bedanken uns herzlich für alle Förderbeiträge und Spenden!
Die schlechten Nachrichten zuerst
Zugegeben, die aktuelle Weltlage gibt wenig Anlass zur Zuversicht. Kriege, Elend, gesellschaftliche Konflikte und
unzählige andere Missstände stehen meist im Fokus unserer Wahrnehmung. Aber es kommt noch schlimmer: weniger
offensichtlich nehmen noch viel bedrohlichere Entwicklungen ihren Lauf, die alle spezifisch menschlichen Probleme zu
vervielfachen drohen und obendrein noch Millionen andere Arten auslöschen könnten: Der globale Verlust unserer Lebensgrundlagen durch die Klimakatastrophe und den Zusammenbruch der Biodiversität zeichnet sich als wahrscheinliches Szenario ab! Gleichzeitig kommen auch noch Politiker an die Macht, die offenbar von destruktivem Fanatismus getrieben ihre Amtszeit nutzen wollen, um in möglichst kurzer Zeit den größtmöglichen Schaden für die Menschheit und den Planeten anzurichten.
Das größte Massensterben seit dem Ende der Dinosaurier hat begonnen
Täglich sterben vermutlich über 100 meist unbekannte und unauffällige Arten aus. Vor allem durch Regenwaldvernichtung. Zahllose Arten sind in nur wenigen Jahrzehnten derart dezimiert worden, dass oft nur noch
kleine, isolierte Restbestände übrig sind. Von manchen Arten wie dem Sumatranashorn gibt es heute nur noch eine zweistellige Zahl an Individuen. Auch der Borneo-Banteng und eventuell bereits auch der Borneo-Elefant sind auf eine nur noch dreistelligen Anzahl zusammengeschrumpft. Und dies gilt für viele Arten, die nur noch in kleiner Zahl vorkommen. Sie sind zwar noch nicht ausgestorben, es ist aber nur noch ein kleiner Schritt. Sind Genpool und/oder Lebensraum zu klein, ist eine Population quasi schon zum Aussterben verdammt, auch wenn sich derzeit hier und da noch ein paar Belegexemplare in der Landschaft finden lassen.
Die gute Nachricht
So schlecht es derzeit auch aussehen mag, wir dürfen uns von all den negativen Nachrichten nicht einschüchtern lassen! Wir müssen all dem nicht tatenlos zuschauen! Es gibt schließlich Lösungsansätze für so ziemlich alle Probleme und auch positive Entwicklungen! So spricht es sich langsam rum, dass wir nur eine Zukunft haben, wenn wir es schaffen, das Klima zu stabilisieren und den Anspruch aufgeben, auch noch den letzten Hektar Natur zu Geld zu machen. Immer mehr Menschen wird klar: Um das Klima und die Biodiversität zu retten, müssen wir im großen Stil kritische Ökosysteme wieder herstellen! Dies gilt insbesondere für tropische Regenwälder, die gleichzeitig die meisten Arten beherbergen und besonders zur Kühlung des Planeten beitragen. Die Wälder Borneos zählen sogar zu den arten- und kohlenstoffreichsten Regenwäldern der Erde!
Und das Tolle ist: Wir können es! Wir können die Uhr wieder zurückdrehen! Wir können Naturlandschaften wieder herstellen! So zeigen wir z.B. mit unseren Projekten in Borneo, dass es möglich ist, die Biodiversitäts- und die
Klimakrise gleichzeitig anzugehen und dabei auch noch die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern! Und das
hierzu nötige Know-How wächst mit jedem Tag! Es ist noch nicht zu spät, aber es ist höchste Eile geboten!
Unser Ansatz
Unsere Ansatz ist, dass wir zuerst eine Überlebensgrundlage für die bedrohte Flora und Fauna schaffen, indem wir gut
geschützte und gut vernetzte Lebensräume von ausreichender Qualität und Größe schaffen, damit sich dort
überlebensfähige Populationen derzeit bedrohter Arten entwickeln und langfristig halten können – Inseln des Lebens in
endlosen Monokulturen.
Unsere Vision
Wenn die Zeit irgendwann reif ist, kann sich von diesen Inseln des Lebens aus die Biodiversität wieder schnell in neu
verfügbare Flächen ausbreiten, wie es sich bereits auf unseren kleinen Aufforstungsflächen schon nach wenigen Jahren
eindrucksvoll zeigt. Und es gibt Grund zur Hoffnung, dass schon in naher Zukunft auch große Flächen für Renaturierung
zur Verfügung stehen werden. Zum einen, weil das Bewusstsein für die Notwendigkeit der großflächigen
Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme wächst und hierfür dann auch mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden
dürften. Zum anderen, scheint es wahrscheinlich, dass die Degradierung der Böden durch die industrielle Landwirtschaft
z.B. in Borneo dazu führen wird, dass auf den ausgelaugten, erodierten Böden nicht mehr lange mit Gewinn
gewirtschaftet werden kann. Diese „nutzlos“ gewordenen Flächen können dann leichter für den Naturschutz beansprucht
werden. Und renaturieren geht immer, solange die ursprünglichen Arten noch vorhanden sind und wir es richtig angehen!
Jahresrückblick: Einnahmen und Mittelverwendung 2024
Nach Rekordeinnahmen im Vorjahr hatten wir 2024 mit knapp 205.000 € einen massiven Einbruch zu verzeichnen (31%
von 2023). Dennoch konnten wir auch mit gesunkenen Einnahmen in allen Projektgebieten Fortschritte erzielen.
Die Einnahmen gehen dabei wieder größtenteils auf die massive Unterstützung von BOS Deutschland
zurück (130.750 €) gefolgt von Nepada Wildlife e.V. (10.000 €).
Die Beiträge von Privatpersonen und Fördermitgliedern sind mit knapp 64.000 € um 11% zurückgegangen.
Ausgegeben haben wir 2024 gut 591.000 €. 94% der eingesetzten Mittel wurden direkt in Sabah für Landerwerb,
Aufforstungsmaßnahmen inklusive Projektmanagement sowie Infrastrukturausbau eingesetzt. Davon allein ca. 280.000 €
(47%) für den Erwerb eines weiteren Stücks Palmölplantage. Knapp 4% wurden für Verwaltungskosten und 2% für
Reisekosten verwendet.
Entwicklungen 2024:
Fortschritte beim Ausbau unserer Infrastruktur in Sabah
2024 haben wir unsere Infrastruktur in Tabin massiv verbessern können. Wir verfügen nun endlich über ein eigenes Haus mit ausreichend Platz für unser Team, funktionierende Wasser-, Abwasser- und Solarstromversorgung, eine Wetterstation, einen Brunnen und eine neu konzipierte Baumschule mit Bewässerungssystem. Zuvor mussten wir mit wesentlich schwierigeren Bedingungen zurecht kommen. 2025 soll das Camp weiter ausgebaut werden, um künftig auch Gäste beherbergen zu können. Auch in Silabukan bauen wir derzeit noch an einer neuen Unterkunft für unser Team, was die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern wird.
Die Karte oben zeigt in dunkelgrün geschützten Wald. Hellgrün sind Mangrovensümpfe und grau v.a. Palmölplantagen. Die gelben Sterne markieren die RFF-Projektgebiete. Die roten Pfeile skizzieren die geplanten Wildtierkorridore.
Fortschritte beim Landkauf in Tabin
Ende 2024 haben wir 280.000 Euro investiert um weitere 32 ha Palmölplantage im Tabin-Kulamba-Wildtierkorridorgebiet zu übernehmen. Bisher haben wir im selben Gebiet 65 ha erworben und ca. 2300 ha mit Hilfe des Sabah Forestry Department in Schutzgebiete umwandeln können. Die Fläche stellt ein weiteres Puzzleteil für die Vernetzung Tabins mit den Schutzgebieten im Norden dar und soll ab 2025 renaturiert und dem Tabin Wildlife Reserve angeschlossen werden.
Landkauf ist von zentraler Bedeutung, um der Natur wieder zu ihrem Recht zu verhelfen.
Leider gibt es noch viele weitere unverzichtbare Flächen, die wir bislang nicht finanzieren können. Wir befinden uns mit viel zu knappen Ressourcen in einem Wettlauf gegen die Zeit! Wenn es nicht gelingt, rechtzeitig die entscheidenden Gebiete für den Naturschutz zu sichern, um die viel zu kleinen Reste der verbliebenen Tieflandregenwaldgebiete wieder effektiv zu vernetzen, droht der Zusammenbruch der Großtierfauna. Borneoelefanten, Borneo-Bantengs, und zahlreiche andere Arten könnten in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein, wenn die Zerstückelung ihrer letzten Lebensräume nicht sehr bald überwunden wird! Schaffen wir es jedoch in den kommenden Jahren, die Landschaft zu flicken und ein ausreichend großes Netzwerk von hochwertigen Schutzgebieten zu schaffen, kann die atemberaubende Vielfalt Borneos sich zumindest in diesen Gebieten wieder erholen und in hoffentlich bessere Zeiten hinübergerettet werden. Was wir derzeit im Kleinen machen, kann mit entsprechenden Mitteln auf große Gebiete übertragen werden. Hierfür brauchen wir dringend noch weitere Unterstützung!
Fortschritte in Bukit Piton
Zum Beginn des neuen Jahres haben wir auch die flächendeckende Befreiung überwucherter Bäume auf aufgegeben
Aufforstungsflächen anderer Organisationen wieder aufgenommen. Die Massnahme ist notwendig, weil die
Pflegemaßnahmen zu kurz kalkuliert worden waren und die Projekte verfrüht eingestellt wurden. Zahllose junge Bäume
werden von teils invasiven Kletterpflanzen überwuchert und sterben nach und nach ab.
Wir sind in die Presche gesprungen und helfen schon seit 2021 dabei, im Bukit Piton Forest Reserve möglichst viele
Bäume zu retten, damit sich wieder ein geschlossenes Kronendach entwickeln kann. Ist das Kronendach wieder
hergestellt, geht das Unkraut mangels Licht dauerhaft zurück und der Wald kann sich wieder regenerieren.
Dies ist gerade an dieser Stelle besonders wichtig, da Bukit Piton eines der letzten Tieflandregenwaldgebiete Sabahs ist
und zahlreichen verschiedenen bedrohten Arten Zuflucht bietet. Darunter um die 400 Orang-Utans, Borneo-Elefanten,
Höckerstörche, Nebelparder und vieles mehr.
Fortschritte in Silabukan
Bereits 2021 haben wir sämtliche illegalen Plantagengebiete im Südosten des Silabukan Forest Reserve mit ursprünglichen Baumarten bepflanzt und durch unsere Präsenz vor Ort jegliche weitere Entwaldung komplett verhindern können. 2024 haben wir nun auch im Südwesten Silabukans begonnen, illegale Plantagen zu renaturieren. Dabei konnten wir gezielt Leute integriert, die zuvor an der illegalen Entwaldung beteiligt waren und nun für uns aufforsten. Das war zwar ein längerer und schwieriger Prozess, zeigt aber nachhaltig Wirkung.
Wir sind überzeugt, dass wir mit den Menschen, nicht gegen die Menschen arbeiten müssen! Das heißt, wir müssen mit
ihnen ins Gespräch kommen und ihnen Anreize bieten, destruktives Verhalten zu ändern. Aus sozialer Verantwortung und um überhaupt erfolgreich sein zu können.
Herzlichen Dank nochmals für die bisherige und alle weitere Unterstützung!
Das RFF Team, Januar 2025